Montag, 28. Oktober 2013

Das Wörtchen „Trail“ macht den Unterschied



Die Frage wie lang ein Marathonlauf ist, kann nahezu jedes Kind beantworten. Zweiundvierzig Kilometer und einhundertfünfundneunzig Meter. So weit so gut, „dann lass uns mal an den Start zum ersten GELITA Trail Marathon in Heidelberg gehen“, so die Schnellschüsse mancher Läufer.
Dieser Gedanke kann aber schnell ins Auge, oder eher in die Beine, gehen, wenn man das kleine Wörtchen „Trail“ und die entsprechenden Höhenmeter in der Ausschreibung übersieht, oder sie schlimmstenfalls einfach nicht ernst nehmen will. „Höher und härter“ hatte der Veranstalter die Königsdistanz in Heidelberg mit seinen stolzen 1.500 Höhenmeter angekündigt.
 Da sich mein gesamtes Laufjahr 2013 in den Bergen abgespielt hatte, konnte mir der Odenwald trotzdem keine richtige Angst einjagen. Meine Sorgenkinder, Knie und Wade, waren Dank optimaler Behandlung in den letzen Tagen, Danke an Dr. Loyer und die Massagepraxis Neu, in Topform und brannten auf ihren Einsatz.

Meine vier Mitläufer aus Pirmasens, die das „Abenteuer“ Heidelberg dem flachen Frankfurt Marathon, der am gleichen Tag stattfand, vorzogen, waren ebenfalls voller Euphorie.
Die Idylle des schönen Städtchens Heidelberg trug an diesem morgen. Der angedrohte Regen ist zwar ausgeblieben und trotzdem sollte es ein harter Tag für alle Marathonläuferinnen und Läufer werden.
Die Frage „wenn selbst die großen Bergläufer, wie der spätere Sieger Marco Sturm Zeiten von über 3 Stunden benötigen, wie lange wird dann mein eigener Lauf dauern“, beschäftige mich vor dem Start.
Ich lag wie die Meisten mit meiner Prognose falsch, denn spätestens beim Anstieg auf den Königstuhl schwanden zusehend meine Kräfte und die Träume zerrannen.
Ging es bei den ersten Anstiegen unter den Läufern noch relativ lustig zu, hangelten sich nun wortkarge Menschen im Gehschritt den Berg hoch. Vor einigen Wochen hatte ich an gleicher Stelle einen Trainingslauf gemacht und wusste daher dass die Krönung auf den Weg zum „Gipfel“, die Himmelsleiter mit seinen 600 Natursteinstufen, noch vor mir liegt.

Und es ist für einen Außenstehenden kaum vorstellbar, wie schwer es ist , nach 35 Kilometern in den Beinen, diese Stufen noch aufrecht hoch zu steigen. Hätte man an dieser Stelle noch Kraft und Muse, könnte man ein Buch über die Szenarien schreiben, die sich dort abspielen.

Jeder Berg hat ein Ende, auch der Königstuhl. Der Empfang am Gipfel ist eisig. Aus der SAP Arena hat man Schnee angekarrt, um den „Erschöpften“ doch noch ein Lächeln abzuringen. Aber nicht jedem gelingt es mehr.

Von nun an geht’s bergab, aber wie. Hier erhält das Wort „Trail“ noch eine ganz andere Bedeutung. Über Geröll und Wurzeln geht es zum Teil halsbrecherisch abwärts Richtung Schloss.
Da die Beine schon ein bisschen wackelig sind, geht hier bei den Meisten Vernunft vor Schnelligkeit.


In Vorfreude auf die Erlösung ist das harte Kopfsteinpflaster des letzten Kilometers für die Beine beinahe schon eine Wohltat.

Die Zielkurve bringt für mich und viele Andere die Ernüchterung, dass Wunschzeiten und Realität manchesmal weit auseinander klaffen.
Man muss die Berge halt lieben, um sie zu verstehen.

So ist auch unter meinen schnellen Lauffreunden aus Pirmasens die Meinung, ob Frankfurt heute nicht doch die bessere Entscheidung gewesen wäre, zwiespältig. Ich schätze mal „vier zu ein gegen mich“ muss ich eingestehen.
Jedenfalls kamen Lächeln und die flotten Sprüche bei allen Beteiligten langsam wieder zurück.
Nur die Wehwehchen bleiben noch ein bisschen.


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Dienstag, 22. Oktober 2013

Samstag, 19. Oktober 2013

Bauchgefühl


Die Herren Steffny, Greif und wie die anderen "Trainingplanbauer" auch heißen, mögen mir verzeihen, aber ich mag ihre gut gemeinten und noch besser bezahlten Ratschläge einfach nicht.
Im Laufe der Jahre ist mir bewusst geworden dass ohne Spass am laufen sich kein Meter wirklich lohnt.
Allein der Gedanke, dass mir irgend ein Laufguru abends wegen einer ausgefallenen Laufeinheit, ein schlechtes Gewissen bereiten könnte, lässt den Gummi unter meinen Laufschuhen schmelzen.
                                                             
Für Übergewicht und Trainingsfaulheit straft mich am Tag X alleine das Leben ab.

Kein zu smarter Laufplan und auch kein überzogenes militärisches Exerzieren entscheidet bei mir über Erfolg oder Einbruch sondern mein personlicher Trainigsplan, garniert mit Laufeiheiten die einem Lust und Genussläufer angepasst sind.

Heute, eine Woche vor dem Heidelberg Marathon waren es harte 33 Kilometer mit 800 Höhenmeter. Zuviel ? Nee, hat gepasst, und "meistens" auch noch Spass gemacht.
Und was laufe ich nächste Woche noch? Mein Bauchgefühl wird mir die Antwort geben.


Freitag, 18. Oktober 2013

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Jenner Berglauf 2013 - Nachlese


Ein "Trostpflaster" des Berchesgadener Anzeigers für den Mann vor dem Besenwagen.
Danke.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Jenner Berglauf 2013


Jenner Berglauf 2013 

Bereits im Vorfeld dieses Berglaufes mache ich mir nichts vor.
Knapp 1200 Höhenmeter auf achtein halb Kilometer verteilt wird kein Zuckerschlecken.


Und das ist noch bescheiden ausgedrückt, denn außer mit dem riesigen Höhenunterschied muss ich in einem Feld von reinen Bergspezialisten starten. „Normale“ Läufer scheinen einen großen Bogen um diesen Lauf im herrlichen Berchtesgadener Naturschutzgebiet zu machen.
So ist auch das Läuferfeld mit rund 100 Läufern sehr übersichtlich als es um 10:30 Uhr Richtung Jenner Bergstation startet.
Nach etwa einem Kilometer humanem Anstieg geht es richtig zur Sache, Schnell verliere ich den Anschluss und muss erkennen dass es sinnlos ist, um jeden Preis dran zu bleiben. Ich schalte auf Plan B um, und versuche mich auf  meine Wunschzeit von etwa 1:45 Std.zu konzentrieren. Irgendwann erscheint der Besenwagen in Form eines Geländefahrzeuges der Bergwacht hinter mir. „Lass Dir Zeit, Du bist sehr gut in der Norm“, rufen mir die Männer zu und drehen an der nächsten Abzweigung glücklicherweise wieder ab. „Ist es schon so weit gekommen,“ schießt es mir etwas verwirrt, durch den Kopf.

 Die wenigen ebenen Abschnitte bringen mir nicht viel da die Beine kaum wieder auf Normalbetrieb umzustellen sind. 45 Minuten für die ersten vier Kilometer bringen mein Ego wieder auf Vordermann. Zu diesem Zeitpunkt kenne ich auch die Serpentinen der letzten Kilometer noch nicht. Nebel ist aufgezogen, als es auf den letzten Kilometer geht. Meine Luft wird immer knapper und die Zeiger meiner Uhr immer schneller. Aber noch vor den ersten Sonnenstahlen erreiche ich den Zielbogen.
Etwa 8 Minuten vor dem Zielschluss, den der Veranstalter auf nur 2 Stunden angesetzt hatte, „spurte“ ich über die Ziellinie und erhalte dort wahrscheinlich einen gleich starken Applaus wie der Sieger.
Beim Blick aus der Seilbahngondel bei der gemütlichen Abfahrt wird mir erst richtig klar mit was für einem Aufstieg ich es heute zu tun hatte. Trotz der bescheidenen Platzierung kommt ein bisschen Stolz in mir auf und verdrängt die grauen Gedanken über einen Abschied aus der Berglaufszene.