Donnerstag, 13. August 2015

4.Pfälzer Felsentrail 2015



Ein bisschen amüsiert belauscht Hans Pertsch, ein Mitorganisator des 4.Pfälzer Felsentrails, die Unterhaltung zwischen einem Neuling und einem alten Hasen dieses Laufes. „Glaube mir, dieser Trail ist ganz anderes wie sonstige Läufe.“ Und obwohl er verzweifelt nach einer Begründung seiner Worte ringt, findet es sie nicht.
24 Stunden später fasst es Läufer Stephan Hahn in seinem  Facebookeintrag so zusammen „Die Organisatoren haben eine so wunderbare Veranstaltung durchgeführt, so familiär, so wertschätzend, so trailig, eine perfekte Strecke! ,dass ich nur einen Wunsch habe: bitte 2016 wiederholen! Mit genau wieder diesen tollen Menschen, die wir dieses Mal trafen und kennen lernten.“

Und dabei ist der von Martin Kölsch, Stefan Jung und Hans Pertsch 2012 ins Leben gerufene Felsentrail keine öffentliche Veranstaltung sondern nur ein Treff von Gleichgesinnten. Man findet sich über Facebook oder Mund zu Mundpropaganda und vereinbart einen Lauftermin.
Wer zu diesem Zeitpunkt kann, der meldet sich formlos an. Die einzige Voraussetzung ist, man ist gesund und gut durchtrainiert um den Rodalber Felsenwanderweg zu erlaufen.
Die ganz Harten nehmen es mit der  komplette Strecke von 45 Kilometern auf, Andere entscheiden sich für 22 km oder kürzere Teilstücke. Dabei spielt das Alter der Teilnehmer keine wesentliche Rolle. Gerade auf der langen Strecke gesellen sich Läuferinnen und Läufer zusammen, die altersmäßig Opa und Enkelin sein könnten. Gegenseitiger Respekt und Hochachtung wird auf und neben der Piste großgeschrieben.

Noch ein Novum des Laufes ist es, dass es keine Zeitnahmen oder Urkunden gibt. Es ist ein Freundschaftslauf bei dem auf der Strecke gelacht aber nicht gerempelt wird. Für die 70 Teilnehmer ist das kein Problem. Sie fühlen sich wohl dabei. Die schnellen von ihnen werden an vielen Verpflegungsstellen immer wieder ausgebremst. Hilfsbereite Familienmitglieder und Lauffreunde übernehmen diese Aufgaben und gelten als die heimlichen Engel des Laufes.

Viele der Teilnehmer sind aus härtestem Läuferholz. Die in Gesprächen immer wieder auftauchenden Zahlen von 73, 150 oder320 sind keine Hausnummern sondern die Kilometerangaben vergangener oder künftiger Läufe. So hat die offizielle Teilsperrung des Felsenwanderweges den Organisatoren großes Kopfzerbrechen bereitet. Da man den Wald rings um Rodalben aber wie seine Westentasche kennt, baute man kurzerhand  eine Ersatzstrecke ein um die verlorenen Kilometer wieder auszugleichen.
Denn für einen Ultraläufer ist ein Lauf erst ein richtiger Lauf wenn er die Marathondistanz von 42 Kilometer überschreitet.

Mitorganisator Stefan Jung aus Blieskastel ist übrigens einer der Positiv-Verrücken auf der Langstrecke. Er legte sich am Sonntag zusätzlich 8 kg Gepäck auf und sah den Lauf als Test für seinen Saisonhöhepunkt im Oktober. Dort will er dann über 250 Kilometer, 7 Tage lang durch die Atacama Wüste in Chile laufen. Dieses Wüstenstück gilt als der trockenster Platz der Erde. Ein Fingerhut voll Wasser pro qm im Jahr gilt als regenreich.

Als kurz nach 16.00 Uhr die letzten Läufer im Ziel ankamen treffen sich schmunzelnd die Blicke der beiden Freunde Martin Kölsch und Hans Pertsch. Wochenlang haben sie intensiv am Gelingen dieses Tages gebastelt. Es ist vollbracht, wo ein Wille ist, da lässt sich auch etwas bewegen.

Hans Pertsch, 10. August 2015 - veröffentlicht in der Pirmasenser Zeitung vom 12.August 2015
  


Montag, 3. August 2015

10 Jahre Pfälzerwald Marathon

10 Jahre Pfälzerwald Marathon

Die Schuhmetropole Pirmasens feiert die zehnte Ausgabe des Pfälzerwald Marathons.
Die einen nennen sie eine Buckelstrecke, die Anderen reden von einem einmaligen Marathonerlebnis. Beide haben recht. Der Lauf durch den Pfälzerwald ist ein wahrlich bucklig, schöner Marathon.

Zugegeben, der Schreiber dieser Zeilen ist ein wenig voreingenommen. Denn er hat die Gnade in dieser schönen Umgebung seine Trainingsläufe absolvieren zu dürfen.
Der jährliche Termin im September ist ein zweiter Glücksgriff für die Läufer. Bis auf eine einzige Ausnahme war der Lauf durch den Pfälzerwald immer ein Sommermarathon.
Obwohl inzwischen Starter aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland beim Pfälzerwald Marathon starten, hat man den Flair eines „Familientreffens“ aufrecht erhalten können. Man kennt sich, tauscht Erinnerungen aus, lacht miteinander und „leckt“ nach dem Lauf gemeinsam seine Wunden.
Dieses Gemeinschaftsgefühl ist besonders beim Firmenlauf durch die Pirmasenser Innenstadt am Freitag vor dem Marathon zu spüren. Jedes mal bricht tosender Beifall aus wenn Cheforganisator Hartmut Kling die neusten, immer steigenden Starterzahlen verkündet. Belohnt mit Medaille und Freibier ziehen nach dem Lauf viele Läufer und Begleiter weiter zur Läuferpartie in die Messehalle.

Schon seit Jahren setzt man beim Pfälzerwald Marathon erfolgreich auf die Jugend. So ist es
an den heimischen Schulen schon beinahe Pflicht, ihre Besten an den Start zu schicken. In einer kleinen Stadt wie Pirmasens bis zu 1000 Schülerinnen und Schüler zu einem Wettkampf zu mobilisieren, ist eine wohl einmalige Leistung des Veranstalters.

Wer zum Marathonlauf nach Pirmasens fährt, dem kommt es meistens nicht auf persönliche Bestzeiten an. Denn die bergigen Wege durch den Pfälzerwald sind alles andere als eine einfache Strecke. Egal ob es zuvor geregnet hat oder die Piste staubtrocken ist, der Lauf ist eine besondere Herausforderung an Konstellation und Kondition der Teilnehmer.
Wie in den „Bergen“ üblich liegt das Pirmasenser Ziel ziemlich weit oben. So ist der Einlauf in die Pirmasenser Messehalle noch einmal mit einem Schlussanstieg verbunden.
Jubel, Umarmung, Läuferbier oder eine Massage, jeder feiert im Ziel die „Erlösung“ auf seine Art. Und nicht selten kommt es vor, dass so mancher Läufer Ausschau nach dem Anmeldeformular für die nächste Ausgabe hält.
Also bis zum nächsten mal.
http://www.marathon66.de/12.html
 
Hans Pertsch, August 2015